20 Mai 2012

GER 1: Bericht vom Ammersee

17. bis 19. Mai – 51. FD-Cup am Ammersee – Blut geleckt?

Mittwoch 18:00 Uhr Hauptbahnhof Recklinghausen
Heute brechen wir zur vorerst weitesten Fahrt nach Diessen auf. Nach knapp 10 Stunden Fahrt – inclusive Vollsperrung der A7 – kommen wir um kurz vor Vier am Diessener Segelclub an. Trotz der späten Ankunft klappt alles super: die Zeltwiese ist nicht zu übersehen und ein Stellplatz für unser Boot ist auch sofort gefunden. Es ist einfach schön, wenn alles so problemlos läuft – übrigens an dieser Stelle nochmal ein dickes Dankeschön, an den Verein und die Organisatoren!

Donnerstag:
Um 8:00 Uhr scheint die Sonne aufs Zelt und meine innere Uhr weckt mich ohne Rücksicht auf die wenigen Stunden Schlaf. Also stehe ich auf, erst mal schauen ob’s Frühstück gibt. Danach bauen wir in Ruhe das Boot auf und um 11:00 Uhr gibt’s schon ne Weißwurst und das obligatorische Bierchen dazu. Beim Schnacken lernen wir einige FD-Segler kennen. Offensichtlich interessieren sich viele für die „Neuen“ und freuen sich uns mal kennen zu lernen. Neben guten Ratschlägen hören wir die ein oder andere Geschichte. Roland Kirst erzählt von dem Schraubenzieher, der seit 10 Jahren im Boot liegt und bei Rollwenden unter Deck kullert – tatsächlich haben wir ihn vor zwei Wochen nach vielen Versuchen endlich geborgen. Wir hatten ja schon die anderen Newcomer-Teams im Verdacht.

Das Bier hat mich aber völlig aus den Socken gehauen. Gut, dass erst um 14:00 Uhr Start ist – ich verschwinde noch mal für ne Stunde ins Zelt.

Um 13:30 ist noch immer kein Wind in Sicht und die Wettfahrtleitung verschiebt den Start immer weiter. Wir nutzen die Zeit uns den Töpfermarkt mal genauer anzusehen… naja nicht lange: für uns ist einfach nicht das richtige dabei.

Nachdem um 17:00 Uhr alle Wettfahrten für den Tag abgesagt sind, lassen wir uns das erste Bier schmecken. Als dann um 18:30 nen guter Wind auf dem See steht und wir eigentlich noch nen Trainingsschlag segeln könnten, müssen wir leider zugeben, dass wir nicht mehr in der Lage sind ein so komplexes Gerät wie den FD zu beherrschen…dann bleibt’s halt beim Schnacken und wir hören noch die ein oder andere Geschichte – viel zu spät geht’s ins Bett und das bei Startbereitschaft 9:00 Uhr.

Freitag:
Um 9:00 Uhr ist mal wieder kein Wind und es heißt weiter warten. Als sich gegen 11:00 Uhr endlich etwas Wind aufbaut beschließen Frederik und ich doch mal nen Probeschlag zu machen… wir sind noch nicht ganz am Boot angekommen da gibt’s auch schon das Signal „Auslaufen“.

Bis alle 50 Boot geslipt sind dauert es schon ne ganze Weile – aber es ist schon toll, dass wir wieder mit einem so großem Feld starten. Die Startlinie ist extrem lang. Leider fahr ich wieder zu vorsichtig an die Linie und erwische mal wieder die zweite Reihe, was mit Abwinden und erst mal hilflos rumtreiben bestraft wird. Trotzdem finden wir uns nach der Kreuz im Mittelfeld wieder. Auf dem folgenden Spigang gelingt es uns noch ein paar Plätze gut zu machen und wir halten auch auf der Kreuz die Position – endlich mal! Der zweite Spigang wird zur Nervenprobe. Der Wind reicht kaum, um den Spi zum Stehen zu bringen und wir treiben der Leetonne entgegen. Dass die folgende Kreuz schon die Zielkreuz ist, merke ich erst, als der Führende Abgehupt wird. Wir sind zum Glück noch nicht zu weit gefahren und kommen mit der Wende fast direkt ins Ziel und halten in ungefähr unseren Platz.

Der zweite Lauf wird nach wenigen Minuten auf der Startkreuz abgebrochen und auch das Warten auf Wind hilft nicht mehr.

An Land entnehmen wir der Ergebnisliste, dass wir 27. geworden sind. Kein schlechtes Ergebnis, vor allem, weil wir endlich mal nicht unterwegs unzählige Plätze verloren haben.

 

Am Samstag Morgen geht es weiter. Nachdem sich langsam der erste Wind aufgebaut hat laufen wir aus. Als alle Boot auf dem Wasser sind wird zügig gestartet – zu zügig, am Startboot luven etliche Boot zu früh: Massenrückruf. Auch der zweite Versuch geht nicht besser aus. Als logische Konsequenz: BLACK FLAG

 

Na endlich dieses Mal klappt’s und ich verschlafe den Start nicht und wir kommen endlich mal aus der ersten Reihe weg. Haben außerdem sofort Fahrt und können mit freiem Wind ordentlich loslegen. An der ersten Tonne sind wir unter den Top 20. Vor uns ziehen alle Boot den Spi, da aber gerade ne ordentlich Böe durchzieht, lassen wir noch den Spi einen Augenblick unten und nutzen die Böe um in voller Fahrt mit etwas mehr Höhe an den noch mit dem Setzen des Spis beschäftigten Booten vorbei zu ziehen. Selbst die mit Spi haben nicht den Speed und wir haben zusätzlich etwas Höhe gewonnen. Jetzt raus mit der gelben Blase und ab zur 2. Dort die Halse und dann nen schönen Leebogen fahren, während sich oben 4 weitere Boote behaken. An der Leetonne den Spi runter und ab auf die Kreuz… jetzt nur nicht alles wieder verlieren. Die Kreuz läuft super… wir bleiben an den vor uns liegenden Booten dran und können unsere Position halten. Als wir dann an der 1 durchzählen sind nur noch 8 Boote vor uns.

Auch auf dem folgenden Vorwindkurs geht’s ähnlich weiter und wir gehen  leicht verbessert auf die Zielkreuz. Direkt vor uns liegt GER 87. Mit gleicher Höhe und gleichem Speed geht’s dem Ziel entgegen. Kurz vor dem Ziel liegen nur noch 4 Boote vor uns. Nach Hinten haben wir etwas Luft und freuen uns schon, leider zu früh: Auf der Ziellinie geht uns der Wind aus und wir werden tatsächlich noch von 2 Booten überholt.  7. Platz – eigentlich müssten wir uns ein Loch in den Bauch freuen, aber irgendwie überwiegt spontan der Ärger über die unnötig verlorenen 2 Plätze.

Im Dritten Lauf starten wir ganz unten am Fass. Leider die falsche Entscheidung. Nach der Wende fahren wir mit Steuerbordsegel mitten ins Feld und müssen viel ausweichen. Dazu Wenden wir kurz vor der 1 mehrfach in einen ungünstigen Dreher rein. Wir versuchen irgendwie unser Position zu verbessern und reihen uns im Mittelfeld ein. Dabei liefern wir uns einige harte Matches mit GER 13 und GER 172, die sich über die nächste Runde hin ziehen. Auch dieses Mal halten wir unsere Platzierung in etwa. Am Ende des Laufs liegen wir ziemlich in der Mitte des Feldes (27. Platz – Ergebnisliste).

Auch im vierten Lauf misslingt uns der Start wieder und wir finden uns ziemlich am Ende des Feldes wieder. Zwar verbessern wir uns auf den Spikursen, aber auf der Kreuz gehen die Plätze wieder verloren. Besonders auf der Zielkreuz stimmt gar nichts mehr. Egal was wir machen, es scheint verkehrt zu sein und wir verlieren noch ein paar Boote.

Beim Reinfahren genießen wir noch mal das tolle Panorama am Ammersee: die Berge der Alpen mit vielen bunten Spis davor… manchmal ist es auch schön hinter dem Feld zu segeln.

Wir warten gespannt auf die Siegerehrung! Leider werden nur die ersten 10 vorgelesen, so dass wir noch warten müssen, bis wir eine Liste ergattern können…

20ster! Das ist ja nen tolles Ergebnis. Wir sind richtig zufrieden. Damit hätten wir nie gerechnet. Dazu kommen noch viele lobende Worte von verschiedenen Seglern. Für uns ein perfektes Wochenende. Wir freuen uns die ganze Rückfahrt und gehen in Gedanken noch mal den 2. Lauf durch – wie man oben sicherlich merkt.

Blut geleckt? keine Frage – wir sind infiziert!
Andreas Hölter  (GER 1 – Newcomer-Team)

 

 

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